Brau uns den Zauber, in dem die Grenzen sich lösen,
immer zum Feuer gebeugter Geist!
Diese, vor allem, heimliche Grenze des Bösen,
die auch den Ruhenden, der sich nicht rührte, umkreist.

Löse mit einigen Tropfen das Engende jener
Grenze der Zeiten, die uns belügt;
denn wie tief ist in uns der Tag der Athener
und der ägyptische Gott oder Vogel gefügt.

Ruhe nicht eher, bis auch der Rand der Geschlechter,
der sich sinnlos verringenden, schmolz.
Öffne die Kindheit und die Schoße gerechter

--- gebender Mütter, daß sie, Beschämer der Leere,
unbeirrt durch das hindernde Holz
künftige Ströme gebären, Vermehrer der Meere.

Mehr nicht sollst du wissen als die Stele
und im reinen Stein das milde Bild:
beinah heiter, nur so leicht, als fehle
ihr die Mühe, die auf Erden gilt.

Mehr nicht sollst du fühlen als die reine
Richtung im unendlichen Entzug -
ach, vielleicht das Kaltsein jener Steine,
die sie manchmal abends trug.

Aber sonst sei dir die Tröstung teuer,
die du im Gewohntesten erkennst.
Wind ist Trost, und Tröstung ist das Feuer.

Hier- und Dortsein, dich ergreife beides
seltsam ohne Unterschied. Du trennst  
sonst das Weißsein von dem Weiß des Kleides.
Rainer Maria Rilke